Insektenhotel oder Bienennisthilfe - ein Unterschied?

 

Oft ist von Bienenhotel, Wildbienennisthilfe, Insektenhotel, oder sogar Insekten Winterquartier die Rede. Doch gibt es Unterschiede?  Das erklären wir Ihnen im folgenden Beitrag.

 

Was genau ist mit Insektenhotel gemeint? 

Die Grundidee eines Insektenhotels ist es, ein künstlich angelegtes Habitat zu schaffen, das verschiedene Insektenarten anzieht und ihnen Brutmöglichkeiten oder einen Platz zum Überwintert bietet. So sollen bedrohte oder zumindest immer seltener werdende Insekten wie zum Beispiel Bienen, Marienkäfer, Schmetterlinge oder auch Ohrwürmer und Sonstige Insekten unterstützt werden. 

Meist werden Insektenhotels in der Form eines Hauses angeboten und mit den folgenden gängigen Füllmaterialien bestückt: 

  • Nisthülsen aus Bambus & Schilf 
  • Lochbohrungen in Holz
  • Tannenzapfen & Baumrinde 
  • Holzwolle & Holzschnitzel 
  • Ziegel mit großen Löchern
  • Heu & Stroh 
  • Kleine Holzkisten mit Schlitzen 

Ob und in wie weit die Nutzung dieser Materialien sinnvoll ist, erfahren Sie im folgenden. 

 

Welche Insekten nutzen ein solches Insektenhotel? 

Die Antwort auf diese Frage ist leider kurz und ernüchternd. Kaum ein Insekt kann mit derartigen Insektenhotels etwas anfangen. Lediglich intakte, qualitativ hochwertige Nistgänge zum Beispiel aus dem oben erwähnten Schilf und Bambus sind für einige Wildbienenarten von Nutzen. Ebenfalls in Ordnung, wenn richtig gebohrt, sind Lochbohrungen in Stirnholz. Andere Materialien sind häufig gut gemeint, helfen aber nur bedingt bis überhaupt nicht. 

  • Marienkäfer: Da Marienkäfer es im Winter auch etwas feuchter mögen, die Bienenbrut aber trocken bleiben muss, macht ein Überwinterungsquartier für Marienkäfer zusammen mit Nisthülsen für Wildbienen keinen Sinn. 
  • Florfliegen: Waagerechte Schlitze im Holz unterstützen Florfliegen leider nicht, da die kleinen Insekten trotz Ihrer mickrigen Größe auf Landezonen in Form von schrägen Lamellen angewiesen sind. Ebenfalls ist die Mindestgröße für Florfliegen Kästen 30 x 30 x 30 cm. 
  • Schmetterlinge: Selbst jene die als Falter überwintern, gehen mit offenen Flügeln durch Schlitze und haben daher ähnliche Bedürfnisse wie Florfliegen. Senkrechte Schlitzer sind für sie eher suboptimal. Ebenfalls sind die kleinen Häuschen viel zu klein für Falter.

  • Hummeln: Hummeln nisten vor allem unter der Erde zum Beispiel in Mäusebauten. Überwintern tun Hummeln ebenfalls nicht in Insektenhotels, sondern im Gestrüpp, unter Laub oder im Komposthaufen. 

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Insektenhotels nur schwer für mehrere verschiedene Arten gleichzeitig von Nutzen sind. Vielmehr sollte eine Unterscheidung zum Beispiel zwischen einem Bienenhotel und einem Florfliegenkasten oder einem Hummelhaus vorgenommen werden. Die Bedürfnisse von Insekten sind komplex, es braucht daher hochwertige Einzellösungen statt einheitliche universal Hotels. Der Begriff Insektenhotel ist daher streng genommen etwas fehlgeleitet, hat sich aber in der deutschen Sprache etabliert und ist kaum mehr wegzudenken.  

 

Welche Füllmaterialien sind für Insektenhotels sinnvoll? 

Da sich Beesi primär mit Wildbienen befasst, möchten wir den ersten Beitrag unseres Ratgebers den Bienen widmen. Im folgenden beziehen wir uns daher ausschließlich auf gute Füllmaterialien für Bienenhotels oder Wildbienennisthilfen. Andere Insekten haben natürlich einen ganz eigenen Eintrag in unserem Ratgeber verdient. Ihnen werden wir uns in der Zukunft ebenfalls widmen. 

Ein Teil der vielen Wildbienenarten legt Eier in hohlen Pflanzenstängel ab. Diese Arten werden daher als sogenannte Hohlraumsiedler bezeichnet. Für Hohlraumsiedler kommen wie der Name schon sagt, nur wenige Materialien wirklich in Betracht. Sinnvoll sind Nistgänge mit einem Innendurchmesser zwischen 2 und 9 mm und Längen von 10-20 cm. Folgende Materialien bieten sich bei richtiger Anwendung an, um Ihr Bienenhotel professionell zu füllen.

  • Nisthülsen aus Schilf, Bambus, Papier, Stroh, Bambusgras 
  • Markhaltige Stängel
  • Lochbohrungen in Holz 

Damit sich die Bienen in Ihrer Nisthilfe tummeln, gibt es aber auch bei diesen gut geeigneten Materialien weitere wichtige Dinge zu beachten, die für eine erfolgreiche Besiedlung Ihres Bienenhotels notwendig sind. 

 

Gängige Makel und Fehler beim Füllmaterial vermeiden

Nisthülsen aus Schilf, Bambus, Papier, Stroh, Bambusgras

Damit sich Bienen für Ihre Nisthülsen interessieren dürfen diese weder längst gerissen sein, noch über splittrige und scharfkantige Eingänge verfügen. Hier besteht die Gefahr, dass sich Bienen ihre Flügel verletzen, oder die abgelegten Eier niemals schlüpfen. Alle Nisthülsen sollten 10 - 20 cm lang sein und über eine gute Streuung an Innendurchmessern zwischen 2-9 mm verfügen.

Markhaltige Stängel

In der Natur werden markhaltige Stängel besonders dann genutzt, wenn diese abgebrochen sind und noch senkrecht oder schräg im Boden stecken bzw. noch mit der Pflanze fest verbunden sind. Waagerecht in einem Bienenhotel nützen markhaltige Stängel also leider kaum. Im Gegensatz zu Nisthülsen dürfen diese ebenfalls nicht gebündelt werden, da die wenigen Wildbienenarten die Markhaltige Stängel bevorzugen ihre Natur nach einzelnen Halmen abscannen.

Lochbohrungen in Holz

Es sollte sich nicht um frisches, sondern bereits angelagertes Holz handeln, da frisches Holz zur Schimmelbildung neigt, was die Bienenbrut vernichten könnte. Am besten eignet sich Hartholz wie Buche oder Eiche, da Weichholz Bohrungen dazu neigen zu faserig zu werden oder mit der Zeit aufzuquellen. Weichholz ist nur unter bestimmten Bedingungen und bei extrem präziser Verarbeitung sinnvoll. Achten Sie darauf, in die Stirnseite des Holzes zu bohren um sichtbare Rissbildungen wie im folgenden Foto zu vermeiden. 

 

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