Insektenfreundlicher Garten und Balkon: Pflanzen, Gestaltung und mehr

In den vergangenen Jahren ist der Lebensraum für Insekten wie Wildbienen immer weiter geschrumpft. Die meisten Gärten bieten weder Nahrungsquellen noch geeignete Nistplätze. Für den Erhalt verschiedener Insektenarten ist es daher wichtig, den eigenen Garten oder Balkon insektenfreundlich zu gestalten. Was dabei dazugehört, erklärt dieser Artikel.

 

Insektenfreundliche Gärten – heute wichtiger denn je

Heutzutage wird der Lebensraum für Insekten immer knapper. Wildbienen, Hummeln und viele andere Tiere stehen vor einer echten Bedrohung. Von rund 520 Wildbienenarten sind inzwischen 40 verschwunden und 64 % stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Das Insektensterben ist real.

Wie so oft, hat der Mensch zu dieser Entwicklung in erheblichem Maße beigetragen. Neben globalen Entwicklungen, auf die wir hier vor Ort kaum einen Einfluss hatben, sind es unter anderem auch die Gärten, die zu wünschen übrig lassen. Stets kurz gemähter Rasen, Pflanzen ohne Nährwert, kein Laub oder tote Äste, zusätzlich die Verwendung von Pestiziden und Herbiziden tragen zum Insektensterben bei.

Es lässt sich jedoch im eigenen Garten anfangen. Dieser kann mit einigen Schritten insektenfreundlicher gestaltet werden. Damit lassen sich verloren gegangene Lebensräume zurückerlangen, die Wildbienen und andere Insekten dringend benötigen.

Übrigens: Auch dann, wenn  „nur“ ein Balkon zur Verfügung steht, lässt sich einiges für die Insektenwelt tun.

 

Wodurch zeichnet sich ein insektenfreundlicher Garten aus?

Viele Menschen haben den Wunsch, ihrer Umwelt und speziell den Insekten etwas Gutes zu tun, wissen aber nicht, wie sie damit anfangen sollen. Wir haben die  wichtigsten Faktoren für Sie zusammengetragen, sodass Sie Ihren Garten oder Balkon Schritt für Schritt insektenfreundlicher gestalten können:

  • Pflanzen: Am besten sind einheimische Arten mit ungefüllten Blüten. Eine vielfältige Mischung ist anzuraten.
  • Keine Lichtverschmutzung: Nächtliche Gartenbeleuchtung verwirrt nicht nur Vögel und Fledermäuse, sondern sorgt auch für vermehrtes Insektensterben.
  • Unordnung: Abgestorbene Pflanzenreste, Laub, tote Äste, ein wuserliger Haufen Erde, all das wird von Insekten und auch Tieren wie Igeln und Vögeln auf unterschiedlichste Weise genutzt. Bienen mögen die beliebtesten Gartenbewohner sein, wir sollten aber stets auch die vielen Käfer, Würmer und sonstigen Tiere ernst nehmen.
  • Nistplätze: Artgerechte Wildbienenhotels bieten Insekten die Möglichkeit, für Nachkommen zu sorgen.

Wichtig: Nisthilfen stellen stets nur das i-Tüpfelchen in einem bienenfreundlichen Garten dar. Viel wichtiger sind geeignete Pflanzen, damit die Insekten über geeignete Nahrungsquellen verfügen.

 

Pflanzen für den bienenfreundlichen Garten bzw. Balkon

Wildbienenhotels sind eine wunderbare Sache, doch wenn keine Nahrungsquellen zur Verfügung steht, hilft das Insekten nur bedingt. Daher verfügt ein insektenfreundlicher Garten über Blumen mit viel Nektar, von dem sich Wildbienen, Hummeln und Co. ernähren können. Dazu zählen unter anderem:

  • Blauer Ysop
  • Bunte Kornwicke
  • Echter Dost (Oregano)
  • Gemeine Kratzdistel
  • Gewöhnlicher Dost (Wilder Majoran)
  • Hornklee
  • Kornblume (Wildform)
  • Lavendel
  • Nachtviole
  • Natternkopf
  • Quirlblütiger Salbei
  • Skabiosenflockenblume
  • Sonnenblume
  • Wiesenflockenblume
  • Wiesensalbei
  • Wilde Karde
  • Witwenblume
  • Tauben-Skabiose
  • Teufelsabbiss

Das Praktische daran: Viele dieser Pflanzen sind so groß, dass sie nicht nur im Garten, sondern auch auf dem Balkon Platz finden. Zudem stellen sie eine dekorative Ergänzung eines natürlichen Gartens dar.

Neben Blumen spielen auch Sträucher und Bäume eine wichtige Rolle für die Welt der Bienen und Hummeln. In einem insektenfreundlichen Garten sollten daher auf jeden Fall entsprechende Pflanzen zu finden sein:

  • Faulbaum
  • Hartriegel
  • Liguster
  • Salweide
  • Schlehe
  • Schneeball
  • Stachelbeere
  • Süßkirsche
  • Weißdorn

Wichtig: Es gibt auch Pflanzen, die zwar als Bestandteil einer „Bienenweide“ oder als Sommerblumen für den insektenfreundlichen Garten bzw. Balkon verkauft werden, jedoch keinen Mehrwert für Insekten haben. Unbeliebt bei Bienen und damit völlig nutzlos sind Zuchtrosen, Tulpen, Stiefmütterchen und Geranien, aber auch viele Fliederarten sind absolut ungeeignet. Schön blühend, aber ebenso vergebens ist die Forsythie, da die Blüten dieser Pflanze trocken sind und damit weder Pollen noch Nektar enthalten.

Zum Thema Pflanzen im insektenfreundlichen Garten lässt sich sagen, dass eine bunte Mischung am besten geeignet ist. Wer Wildbienen etwas Gutes tun möchte, setzt auf Vielfalt. Viele Arten sind auf den Pollen ganz bestimmter Pflanzen angewiesen. 58 Arten der einheimischen Wildbienen ernähren sich nur von den Pollen einer einzigen Pflanzengattung, 205 sind auf eine einzige Pflanzenfamilie spezialisiert (oligolektische Bienen). Bienen die sämtliche vorhandene Pflanzen anfliegen werden hingegen polylektische Bienen genannt. Um daher den Ansprüchen möglichst vieler Insekten gerecht zu werden, ist eine vielfältige Mischung angesagt. Zudem können Sie mit verschiedenen Pflanzen sicherstellen, dass zu jeder Zeit im Jahr Blüten zu finden sind.

Vor allem solitäre Wildbienen sind auf ein reiches Angebot an Blütenpflanzen angewiesen. Besonders gern gesehen sind einheimische Wildpflanzen. Diese bieten den Insekten rund um das Jahr ausreichend Nahrung.

Relevant ist nicht nur, welche Pflanzen in den Garten kommen, sondern auch, wo sie zu finden sind. Stichwort: Kleinstrukturen. Je länger eine Wildbiene zu ihrer Nahrungsquelle und zurück zum Nistplatz fliegen muss, desto weniger Brutzellen legt sie an. Um die Nachkommen zu maximieren, sollten Nisthilfe und Nahrungsquelle nicht mehr als 200 bis 300 Meter voneinander entfernt liegen. Einige Gattungen fliegen sogar nur bis zu 100 Meter zur nächsten Nahrungsquelle. 

 

Nein zu Lichtverschmutzung

Heute gibt es sie fast überall zu kaufen: hübsche LED-Beleuchtungen für den Garten. Sie sollen als Dekoration dienen und sind meist mit einem Solarpanel ausgestattet. Das sorgt dafür, dass das Licht die ganze Nacht über leuchtet.

Was zunächst harmlos erscheint, kann sich auf viele Tiere schädlich auswirken. Wer einen vogel- und insektenfreundlichen Garten gestalten will, sollte auf entsprechende Beleuchtungen verzichten. Stichwort: Lichtverschmutzung.

Durch das künstliche Licht verlieren viele Vögel, Fledermäuse und auch Insekten ihre Orientierung. Bei Bienen kann die Lichtverschmutzung für eine Reduktion von mehr als 50 % der Bestäubungsleistung sorgen. 

Lichtverschmutzung wird deshalb zunehmend ein Problem, da es inzwischen einen Mangel an Dunkelheit gibt. Straßenlaternen, nächtliche Kaufhausbeleuchtung und viele weitere Störquellen bringen die Natur durcheinander. Der biologische Tag-Nacht-Zyklus ist auch für Insekten wie Wildbienen von großer Wichtigkeit. In einem insektenfreundlichen Garten sollte man daher auf entsprechende Beleuchtungen verzichten.

Wer Licht für die Gehwege im Garten braucht, sollte anstelle eines Dauerlichts auf ein kurzzeitig schummriges Licht setzen. Das kann bereits einen großen Unterschied für die Tierwelt machen.

 

Unordnung im eigenen Garten

Unordnung in einem tier- und insektenfreundlichen Garten ist wichtig, da abgestorbene Pflanzenreste, Laub und tote Äste Lebensräume und Versteckmöglichkeiten für Tiere wie Igel und Vögel bieten. Diese Elemente dienen zudem als Nahrungsquelle für Insekten und fördern die Biodiversität, indem sie verschiedene Arten anziehen. Außerdem unterstützen sie den natürlichen Zersetzungsprozess, der Nährstoffe im Boden regeneriert. Ein gewisser Grad an Unordnung ist somit essenziell für ein gesundes Gartenökosystem.

 

Nistplätze für die Aufzucht von Nachkommen

Ist der Garten so ausgestattet, dass er ausreichend Nahrung für Wildbienen und andere Insekten zur Verfügung stellen kann, kann das Thema Nistplatz verfolgt werden. Wildbienenhotels, Insektenhotels oder Nisthilfen – viele Namen beschreiben eine Vorgehensweise. Garten- und Balkonbesitzer schaffen Raum, in dem Bienen ihre Eier ablegen können, um für ihren Nachwuchs zu sorgen.

Wichtig bei entsprechenden Nisthilfen ist, dass sie artgerecht konzipiert sind. Leider sind nicht alle Bienenhotels, die auf dem Markt angeboten werden, wirklich bienenfreundlich. Es gibt beim Kauf viele Aspekte zu berücksichtigen:

  • Material und Verarbeitung
  • Größe der Nisthülsen, d.h. Länge und Durchmesser
  • Qualität der Nisthülsen 

Insektenhotels aus dem minderwertigem Material können zu Verletzungen und damit zu toten Tieren führen. Zudem kann eine falsche Konstruktion Schimmel begünstigen, was den Nachwuchs der Wildbienen ebenfalls auslöscht. 

Für eine Insektenvielfalt im Garten lohnt sich auch hier eine Mischung. Nisthülsen aus verschiedenen Materialien mit verschieden großen Durchmessern bieten Platz für unterschiedliche Wildbienenarten. Empfehlenswert ist auch die Verwendung von Lehm im bienenfreundlichen Garten. Dieser kann entweder direkt im Insektenhotel verbaut oder den Insekten frei zur Verfügung gestellt werden. Er gilt als Rohstoff, auf den viele Wildbienenarten angewiesen sind.

 

Weitere Tipps für einen insektenfreundlichen Garten

Naturbelassenheit ist bei einem insektenfreundlichen Garten das A und O. Wer ständig seinen Rasen mäht, beraubt Insekten nützlicher Pflanzen, die sie zum Überleben brauchen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Rasenmähen per se schlecht oder gar tabu ist. Man sollte nur im richtigen Maße und zum passenden Zeitpunkt mähen.

Wildbienen-Wiesen sollten höchstens zweimal jährlich und erst etwa ab Juni gemäht werden. Das Mähgut sollten Sie nicht liegen lassen, sondern entfernen.

Tatsächlich kann das Mähen auch viele Vorteile mit sich bringen. Einige Blumen benötigen einen Schnitt, damit sie im Jahr zweimal blühen können. So stellen Sie Wildbienen und Hummeln ausreichend Pollen und Nektar zur Verfügung. Bei den meisten Wildbienen-Wiesen lohnt es sich, einmal Mitte Juni und einmal Mitte September zu mähen.

Des Weiteren profitieren Insekten von offenen Lehm- und Sandflächen. Wenn Sie Ihren Garten insektenfreundlich gestalten wollen, können Sie Lehmvorkommen gezielt dafür einsetzen. Kombiniert mit einer Wasserstelle ermöglichen Sie Bienen, sich mit den nötigen Ressourcen für den Bau eines Nistplatzes zu versorgen und ausreichend hydriert zu sein.

Sand ist deshalb von großem Vorteil, da einige Insektenarten direkt im Sand nisten und andere das Material benötigen, um lockere Verschlüsse für Nisthülsen zu bauen. In der Regel werden dazu Lehm und Sand gemischt.

Zu guter Letzt kann Totholz für den insektenfreundlichen Garten eine wahre Bereicherung sein. Es zählt zu einem der lebendigsten Lebensräume, die es in der Natur zu finden gilt. Viele Insekten können in hohem Maße davon profitieren, sodass Sie es nicht entfernen, sondern einfach dort belassen sollten.

 

Fazit

Insektenfreundliche Gärten sind heute wichtiger denn je. Wer Wildbienen, Hummeln und anderen Insekten einen Lebensraum schaffen möchte, sollte dabei ein paar Faktoren berücksichtigen. Wichtig ist vor allem das Pflanzen entsprechender Blumen, Sträucher und Bäume. Doch auch Themen wie Lichtverschmutzung und Nistplätze sind nicht zu vernachlässigen.

 

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum insektenfreundlichen Garten

Was gehört in einen insektenfreundlichen Garten?

In einem bienenfreundlichen Garten spielen vor allem die richtigen Pflanzen eine wichtige Rolle. Am besten geeignet ist eine vielfältige Mischung heimischer Pflanzen mit ungefüllten Blüten auf dem Balkon und im Garten. 

Wie gestalte ich meinen Garten bienenfreundlich?

Wichtig in einem insektenfreundlichen Garten ist ausreichend Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten zu schaffen. Im Vordergrund steht die richtige Bepflanzung und ein gewisser Mut zur Unordnung. 

Wie bekomme ich mehr Bienen in den Garten?

Die Auswahl passender Pflanzen, das Bereitstellen von artgerechten Nisthilfen und ein hohes Maß an Natürlichkeit im Garten tragen dazu bei, dass mehr Insekten dort leben können und wollen.

Sind Petunien bienenfreundlich?

Petunien sind zwar schön anzusehen, doch sie sind genauso wie das beliebte Kapkörbchen nicht insektenfreundlich. Die Kapuzinerkresse und andere Blumen mit ungefüllten Blüten sind bei Bienen wesentlich beliebter und gehören auf einen bienenfreundlichen Balkon.

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