Lebenszyklus einer Mauerbiene - Was machen Wildbienen im Winter?

Ein Teil der Wildbienenarten hat sich darauf spezialisiert, ihre Nester im Boden anzulegen. Hierzu gehören vor allem die Sandbienen aus der Familie der Andrenidae. Diese geschickten Baumeisterinnen graben mit ihren kräftigen Kiefern Nistgänge in sandigen oder lockeren Böden, wo sie ihre Brutzellen anlegen. Es befindet sich also nicht jede Wildbiene über den Winter in den Niströhren Ihres Bienenhotels, einige Arten Nisten im Boden.

Im Kontrast dazu gibt es Wildbienen, die sich auf das Nisten in hohlen Pflanzenstängeln bzw. Niströhren für Wildbienen spezialisiert haben.  Hierzu zählen zum Beispiel Mauerbienen, die geschickt kleine Hohlräume in bereits vorhandenen Stängeln nutzen. Wie die sogenannten Hohlraumsiedler in Niströhren Nester bauen und den Winter überdauern, dass erfahren Sie hier. 

Was war zuerst da, die Biene oder ihr Ei? 

Kurz: Das wissen wir leider auch nicht. Aber wir starten im sonnigen Frühling 2023. Das fleißige Mauerbienen Weibchen ist gerade dabei zu schlüpfen. Die Männchen, welche bereits einige Tage zuvor Ihr Nest verlassen haben, warten bereits auf sie. Während der Paarung wird das größere Weibchen für bis zu zwei Stunden eng von dem Männchen umschlossen.

(Mauerbienen bei der Paarung)

Pollenbrot, Nestbau und Eiablage

Nach der leidenschaftlichen Paarung entfesselt das Weibchen ihre Schöpfungskraft im Nestbau. Mit rastlosem Eifer sucht sie nach den perfekten Hohlräumen für ihre Brut in der unmittelbaren Nähe ihres eigenen Geburtsortes. Die Männchen hingegen, entrückt vom Brutgeschehen, haben ihren Hauptjob erfüllt und flattern nun ohne weitere Aufgabe von Blüte zu Blüte.

Nachdem sich das Weibchen für eine geeignete Niströhren entschieden hat legt sie für jede kostbare Eizelle eine eigene Kammer an, die sie akribisch mit senkrechten Wänden aus Lehm und Speichel voneinander abgrenzt. Das Baumaterial, welches sie einem feuchten Bodenspalt entnommen hat, wird als Erdklumpen im Oberkiefer zum Bauplatz transportiert – ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Baukunst.

Aber auch hier kennt die Natur keine Grenzen. So bevorzugt beispielsweise die Blattschneiderbiene eigens geschnittenes Pflanzenmaterial für den Nestbau. Eine wahrlich beeindruckende Vielfalt. 

(Blattschneiderbiene während des Nestbaus)

Doch kommen wir zurück zu unserem Mauerbienen Weibchen. Um Eiweiß für ihren Nachwuchs zu sammeln bedient sich die Weibliche Schöpferin an Blütenstaub und Nektar von den Pflanzen der nahen Umgebung. Den wertvollen Blütenpollen trägt sie in ihrer „Bauchbürste“, einer kunstvollen Anordnung von Härchen auf der Unterseite ihres Hinterleibes, zum Nest. Dort webt sie aus Pollen und Nektar ein Kunstwerk – das Pollenbrot, ein delikater Vorrat für die aufstrebende Generation. Ein einziges, zartes, stiftförmiges Ei wird behutsam in jeder Kammer platziert. 

(Nistkammern gefüllt mit Pollenbrot)

Unmittelbar nach der feierlichen Eiablage verschließt das Weibchen die Brutzelle mit einer Querwand und stürzt sich sogleich auf die nächste Herausforderung. So formt sich ein Linienbau, wo der Deckel der einen Zelle zugleich den Boden für die kommende bildet. Unter optimalen Bedingungen kann an einem einzigen Tag eine vollendete Brutzelle entstehen. Die Eingangszelle, bleibt meist unbelegt – ein doppelter Schutzmechanismus gegen gierige Fressfeinde. Ein mächtiger Verschluss aus Lehm und Speichel gibt dem Brutgang nach außen eine undurchdringliche Barriere.

 

(Veranschaulichung des Linienbaus) 

Schlüpfen der Larven & Verpuppung

Aus dem Ei schlüpft binnen weniger Tage eine winzige Larve, die sich in den nachfolgenden 3-4 Wochen ausschließlich vom kostbaren Pollenbrot ernährt. Nach mehreren Häutungen beginnt die Bienenlarve, einen zarten Kokon zu spinnen. Über den Sommer durchläuft sie dann eine atemberaubende Metamorphose, bis sie schließlich als vollendete Biene hervorgeht. Über den Winter hinweg verharren diese "neuen" Mauerbienen in ihrer schützenden Kokonhülle in vollkommener Ruhe, um sich dann im kommenden Frühjahr beharrlich durch die Lehmschichten ins Freie zu bahnen.

(Kokons verschiedener Arten)

Da die Zellen, die sich dem Ausgang des Nests am nächsten befinden, ausschließlich männliche Bienen beherbergen, verlassen diese im darauf folgenden Frühjahr zuerst ihr Refugium, gefolgt von den Weibchen. Dieser Auszug erfordert das Durchbrechen der Kokons, das Anknabbern der Querwände und das Überwinden des festen Nestverschlusses. Ein kraftvolles Schauspiel der Natur, das den unaufhaltsamen Kreislauf des Lebens unterstreicht.

Es existieren ebenso Wildbienenvarianten, die den Winter nicht als fertige Biene durchstehen, sondern als Larve überwintern. Die Zeitspannen der einzelnen Stadien variieren also von Art zu Art stark.

Gehörnte Mauerbienen verbringen den Winter in der Regel von Juli bis März/April als voll entwickelte Biene im Kokon. 

 

 

 

 

 

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