Kurzüberblick
Die Wahl des richtigen Materials für Ihr Insektenhotel ist entscheidend für den Wildbienenschutz im eigenen Garten. Wir erklären Ihnen die Vor- und Nachteile von Nisthülsen aus Pappe, Schilf, Bambus und weiteren Materialien. Das Wichtigste vorab: Niströhrchen müssen saubere Schnittkanten aufweisen und im Inneren weitgehend glatt sein. Unterschiedliche Durchmesser und Materialien erhöhen die Artenvielfalt in Ihrem Garten nachhaltig. Achten Sie beim Kauf stets auf artgerechte und hochwertige Röhrchen.
Inhaltsverzeichnis
- Warum Wildbienen Nisthülsen brauchen
- Die Beschaffenheit des perfekten Niströhchens
- Materialkunde: Das Beesi Biene Sortiment im Check
- Der richtige Mix: Warum unterschiedliche Materialien wichtig sind
- Checkliste: Das müssen Sie beim Bau Ihres Bienenhotels beachten
1. Warum Wildbienen Nisthülsen brauchen
Wie Sie vielleicht wissen, leben die meisten Wildbienen als Einzelgänger (Solitärbienen). Etwa 30 % von ihnen, darunter die beliebten Mauerbienen und Blattschneiderbienen, nisten nicht im Boden, sondern suchen sich oberirdische Hohlräume.
Da Totholz und abgestorbene Pflanzenstängel in unseren oft sehr gepflegten Gärten selten geworden sind, ist die Bereitstellung von Bienenhotels eine wichtige Hilfestellung. Genau hier kommen die Nisthülsen ins Spiel: Sie bilden das Herzstück jedes artgerechten Insektenhotels und dienen als Brutkammer. Dort legt das Bienenweibchen die Pollenvorräte sowie ihre Eier ab. Doch Niströhrchen ist nicht gleich Niströhrchen. Der Erfolg Ihrer Nisthilfe hängt maßgeblich von der Qualität und der Art des gewählten Materials ab.
2. Die Anatomie des perfekten Niströhrchens
Ob Sie Niströhrchen kaufen oder selbst sammeln: Die wichtigste Regel für den Bau von Nisthilfen betrifft die Größe und die Beschaffenheit.
Der Fluch der Splitter: Wenn die Schnittkante harte Splitter aufweist oder längs eingerissen ist, wird die Besiedlung schwierig. Wildbienen könnten sich beim Rückwärtseinparken oder beim Krabbeln durch die Röhre an den empfindlichen Flügeln verletzen. Wichtig zu wissen: Naturmaterialien weisen im Inneren nur sehr selten gefährliche Splitter auf. Was Sie dort sehen, sind meist harmlose Zellmembranen oder feine Pflanzenhärchen, die für die Bienen kein Problem darstellen. Kritisch wird es meist erst, wenn Halme von Menschenhand gekürzt und dabei das falsche Werkzeug genutzt wird. In diesem Arbeitsschritt entstehen oft splittrige Enden, die es unbedingt zu vermeiden gilt.
Länge und Durchmesser sind entscheidend: Damit das Bienenweibchen erfolgreich Eier legen kann, müssen die Abmessungen stimmen:
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Länge: Die Gänge sollten idealerweise zwischen 8 und 15 cm tief sein. Das ist wichtig, damit das Weibchen mehrere Brutzellen hintereinander anlegen und die weiblichen Larven (die größere und wichtigere Population) im inneren Bereich des Röhrchens platzieren kann.
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Durchmesser: Ein Mix ist unerlässlich, meist zwischen 3 mm und 8 mm. Röhrchen mit 9 bis 10 mm Durchmesser werden häufig schon nicht mehr bezogen. Die Wildbiene legt die Eier der jeweiligen Art entsprechend passend zum Durchmesser ab.
Wichtiger Hinweis zu Naturmaterialien: Es ist wichtig zu verstehen, dass Naturmaterialien wie Schilf und Bambus nie „perfekt“ sind und das müssen sie auch nicht sein! Ein paar Pflanzenfasern in den Halmen oder ein kleiner abstehender Splitter sind in der Regel unproblematisch, da die Natur selbst nicht steril ist. Die eigentliche Gefahr geht von deutlich ausgefransten oder scharfen Schnittkanten am Eingang aus. Achten Sie auf saubere Eingänge; der Rest der Natur ist nicht nur gut genug, sondern genau passend.
2. Materialkunde: Das Beesi Sortiment im Check
Bei Beesi Biene finden Sie verschiedene Materialien, die jeweils eigene Vorzüge haben und unterschiedliche Bedürfnisse der Wildbienen abdecken:
Pappe: Der Preis-Leistungs-Sieger
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Vorteile: Da sie industriell gefertigt werden, bieten sie eine perfekt glatte Oberfläche. In der Regel ist es zudem das preiswerteste Material. Ein weiterer Vorteil: Pappe ermöglicht die Entnahme der Kokons, was besonders für die Forschung von hoher Bedeutung ist.
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Nachteile: Pappe muss vor direkter Feuchtigkeit geschützt werden, da sie sonst aufweicht. Wenn das Material regelmäßig die Chance zum Abtrocknen hat, übersteht es zwar auch Regen über einige Jahre, kann aber in der Witterungsbeständigkeit nicht mit Bambus oder Schilf mithalten.
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Warum Pappe oft ideal ist: Durch die maschinell gesicherte Glattheit sind Papphülsen eine beliebte Wahl. Die Durchmesser sind stets fest definiert, was sie besonders attraktiv für Personen macht, die ganz bestimmte Wildbienenarten gezielt ansiedeln möchten.
Schilf und Bambus: Die natürlichen Klassiker
Diese Naturmaterialien werden von vielen Bienenarten besonders gut angenommen, da sie den natürlichen Gegebenheiten am nächsten kommen.
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Schilf: Dieses Material ist natürlich atmungsaktiv und bietet von Natur aus sehr glatte Innenwände, was die Akzeptanz erhöht. Schilf bietet überwiegend kleine bis mittlere Durchmesser und ist somit vor allem für die kleineren Bienenarten sinnvoll.
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Bambus: Bambus ist extrem stabil, langlebig und witterungsbeständig. Er eignet sich hervorragend, um auch größere Durchmesser für kräftigere Bienenarten anzubieten.
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Vorteile: Beide Materialien sind von Natur aus sehr wetterfest und kommen dem ursprünglichen Lebensraum von hohlraumnistenden Wildbienen am nächsten.
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Nachteile: Es ist nicht einfach, dieses Material selbst zu kürzen. Man benötigt das richtige Werkzeug, da das Material beim Zuschnitt sehr leicht zum Splittern neigt.
Stroh und Bambusgras: Die sinnvolle Ergänzung
Diese Materialien bieten eine leichtere, weichere Struktur, die ebenfalls gerne von Wildbienen genutzt wird.
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Stroh: Es ist eine günstige Option mit guter Isolation und wird von vielen Arten schnell angenommen. Allerdings ist Stroh anfälliger für Parasitenbefall und Schimmel, wenn es dauerhaft feucht wird.
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Bambusgras: Ähnlich wie Stroh ist es leicht, sehr atmungsaktiv und wird wegen seiner vielen natürlichen, schlanken Durchmesser schnell besiedelt. Es ist jedoch weniger robust und muss genau wie Stroh vor starker Feuchtigkeit geschützt werden.
4. Der richtige Mix: Warum unterschiedliche Materialien wichtig sind
Um möglichst viele Wildbienenarten anzusprechen, ist Vielfalt in Ihrem Insektenhotel der Schlüssel:
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Der Durchmesser macht den Unterschied: Verschiedene Bienenarten benötigen unterschiedliche Durchmesser. Ein Mix aus 3 mm bis 9 mm Röhrchen spricht eine große Bandbreite an (z. B. kleine Scherenbienen vs. große Mauerbienen).
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Die Materialien sprechen an: Manche Bienen bevorzugen spezifische Oberflächenstrukturen oder die Eigengerüche natürlicher Materialien wie Schilf oder Bambus. Andere sind weniger wählerisch und akzeptieren sogar Nistplätze die eigentlich garnicht für sie gemacht sind. Da Bienen zudem gern dort nisten, wo sie selbst geschlüpft sind, ist beim Aufhängen neuer Materialien im Garten oft ein wenig Geduld gefragt.
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5. Checkliste: Das müssen Sie beim Bau Ihres Bienenhotels beachten
Egal ob Sie Nisthülsen kaufen oder selbst herstellen, prüfen Sie bitte diese Punkte:
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Glätte: Die Innenseiten sollten einigermaßen glatt sein (Pflanzenfasern, Membranen oder Härchen sind in Ordnung; scharfe Splitter müssen vermieden werden).
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Tiefe: Die Gänge sollten zwischen 8 und 15 cm tief sein.
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Dichtheit: Die Röhrchen müssen hinten fest verschlossen sein (keine offenen Enden). In der Praxis wird dies meist durch die Befestigung direkt an der Rückwand des Bienenhotels erreicht.
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Ausrichtung: Das gesamte Hotel sollte nach Süden oder Südosten ausgerichtet sein, damit die Bienen morgens lebensnotwendige Wärme tanken können.
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Witterung: Schützen Sie Ihr Hotel nach Möglichkeit vor Staunässe. Das eigentliche Problem ist nicht der Regen selbst, sondern wenn die Nisthilfe nie die Chance hat zu trocknen (etwa bei einer ungünstigen Nordausrichtung).
Mit der richtigen Auswahl an Nisthülsen aus Pappe, Schilf, Bambus oder Stroh schaffen Sie eine sichere und willkommene Umgebung für die fleißigen Einzelgänger in Ihrem Garten.