Kurzüberblick
Ein bienenfreundlicher Garten ist mehr als nur eine Blühwiese. Er muss ganzjährig Nahrung und Nistplätze bieten. Die Priorität liegt auf heimischen Wildpflanzen, da diese den evolutionär spezialisierten Wildbienen (Spezialisten) lebenswichtige Pollen liefern. Informieren Sie sich über geeignete Bienenfreundliche Pflanzen. Schaffen Sie neben Blüten auch wilde Ecken, Totholz und offene Bodenstellen. Geeignete Wildbienenhotels kaufen Sie am besten bei Experten.
Inhaltsverzeichnis
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Der Garten-Mythos: Warum "Bienenweide" nicht reicht
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Das A und O: Der Unterschied zwischen heimisch und fremd
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Die drei Säulen des bienenfreundlichen Gartens
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Ihr Plan: So starten Sie durch und leisten aktiven Wildbienenschutz
1. Der Garten-Mythos: Warum "Bienenweide" nicht reicht
Nachdem Sie nun wissen, dass über 600 Wildbienenarten in Deutschland leben, die meisten davon Einzelgänger sind und keinen Honig produzieren, ist der nächste logische Schritt: Wie helfe ich diesen faszinierenden Tieren in meinem eigenen Umfeld?
Viele Gartenbesitzer denken, es reicht, ein Päckchen "Bienenweide" zu streuen. Leider ist die Realität der Wildbienen komplexer! Ein wahrhaft bienenfreundlicher Garten oder Balkon muss zwei Dinge liefern: Nahrung (Pollen & Nektar) und Wohnraum (Nistplätze).
Dabei ist es entscheidend, die Bedürfnisse der Spezialisten unter den Wildbienen zu berücksichtigen. Ihr Garten wird so nicht nur schöner, sondern auch zu einem lebendigen und wertvollen Wildbienenschutzgebiet.

Dunkle Weiden-Sandbiene (Andrena apicata); oligolektisch; Weidengewächse
2. Das A und O: Der Unterschied zwischen heimisch und fremd
Die größte Herausforderung für die Wildbienen heute ist der Mangel an artenreicher Nahrung.
Die Spezialisten-Falle: Warum heimisch so wichtig ist
Erinnern Sie sich an die Pollen-Spezialisten (oligolektisch) aus unserem letzten Beitrag? Etwa ein Drittel unserer Wildbienen hat sich über Jahrtausende evolutionär an ganz bestimmte Pflanzen angepasst.
- Beispiel: Eine Glockenblumen-Scherenbiene braucht den Pollen der Glockenblume. Ein Sonnenblumen-Pollen bringt ihr nichts, da ihr Stoffwechsel und ihre Larven nur die Nährstoffe der Glockenblume verwerten können.
- Heimische Wildpflanzen wie Natternkopf, Glockenblumen, Wiesensalbei, oder Storchschnabel und andere, sind die einzigen Pflanzen, die diese lebenswichtigen, spezialisierten Pollen liefern können. Sie sind der "Schlüssel" für viele Spezialisten.
- Der Vorteil: Heimische Wildpflanzen sind oft robuster, brauchen weniger Wasser und haben perfekt angepasste Blütezeiten an die heimischen Bienen.
Trostspender: Auch fremde Pflanzen dürfen helfen
Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre schönen Gartenpflanzen sofort herausreißen müssen. Polylektische Bienen (die Alleskönner, wie Honigbienen und viele Hummeln und auch andere Wildbienen) nutzen auch gerne reichhaltige neophytische oder kultivierte Pflanzen (z.B. Lavendel, bestimmte Kräuter oder Zierpflanzen).
Die goldene Regel: Setzen Sie heimische Wildpflanzen an erste Stelle und nutzen Sie ungefüllte, blütenreiche Gartenpflanzen als wertvolle Ergänzung und "Tankstelle" für die Allrounder.

Glockenblumen (Campanula); Glockenblumengewächs
3. Die drei Säulen des bienenfreundlichen Gartens
Ein Paradies für Wildbienen entsteht nur, wenn Sie über die Bepflanzung hinaus denken und Nistmöglichkeiten schaffen.
Säule 1: Ganzjährige Blütenpracht (Der Speiseplan mit Bienenfreundlichen Pflanzen)
Planen Sie die Blütezeit so, dass von Frühling bis Herbst immer etwas blüht. Ein Bienenjahr beginnt früh!
- Frühjahr (März–Mai): In dieser Zeit sind Salweide, Krokus, Lungenkraut und frühblühende Obstbäume (Kirsche, Apfel) essenziell. Sie liefern die ersten, lebenswichtigen Nahrungsquellen für Königinnen und frühe Arten wie die Mauerbienen.
- Sommer (Juni–Aug.): Jetzt brauchen Bienen eine reiche Auswahl. Wichtige Bienenfreundliche Pflanzen sind Natternkopf, Wiesensalbei, Malve, Glockenblume und Thymian. Sie sichern die Pollenvielfalt für die Hochsaison und die vielen Spezialisten.
- Spätsommer/Herbst (Sept.–Okt.): Hier sind Efeu, Fetthenne (Sedum) und Astern wichtig. Sie bieten Nahrung für die späten Arten und helfen Hummelköniginnen, die nötigen Fettreserven für den Winter aufzubauen.
Wichtig: Kaufen Sie nur ungefüllte Blüten! Gefüllte Züchtungen sehen schön aus, bieten den Bienen aber keinen Zugang zu Pollen und Nektar.

Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae); oligolektisch; Efeugewächse
Säule 2: Wohnen wie ein Wildtier (Nistplätze und Insektenhotel)
Pflanzen allein genügen den Solitärbienen nicht. Rund 70 % nisten im Boden, 30 % in Hohlräumen.
- Für die 70% (Bodennister): Lassen Sie in einer sonnigen, regengeschützten Ecke einen Bereich mit offenem, leicht sandigem Boden unbepflanzt. Hier graben Sandbienen ihre Gänge.
- Für die 30% (Hohlraumnister): Richten Sie ein hochwertiges Insektenhotel ein. Wenn Sie Bienenhotels kaufen möchten, achten Sie darauf, dass diese fest montiert, wettergeschützt und mit hochwertigen Nisthülsen z.B. aus Bambus, Schilf oder Hartholz mit sauberen Bohrlöchern bestückt sind.
Säule 3: Wasser und Unordnung (Die Infrastruktur)
Gärtnerische Perfektion ist der Feind der Wildbiene!
- Totholz und Pflanzenstängel: Lassen Sie im Herbst die Stängel von Brombeeren, Himbeeren oder Stauden stehen. Markhaltige Stängel dienen einigen Bienen als Nistquartier. Ein Stapel Totholz bietet Unterschlupf und Baumaterial.
- Die Bienentränke: Bienen brauchen Wasser, besonders im Sommer. Stellen Sie eine flache Schale mit Wasser, gefüllt mit Steinen oder Murmeln als "Landebahn", auf.
- Kein Gift: Verzichten Sie unbedingt auf jegliche Pestizide.

März-Sandbiene (Andrena nycthemera); oligolektisch; Weidengewäschse
4. Ihr Plan: So starten Sie durch und leisten aktiven Wildbienenschutz
Der bienenfreundliche Garten ist kein Projekt, das über Nacht fertig wird, er ist eine Lebenseinstellung.
Beginnen Sie klein: Tauschen Sie eine Rasenfläche gegen eine heimische Wildblumenmischung aus, pflanzen Sie eine Salweide und stellen Sie eine artgerechte Wildbienen Nisthilfe auf. Jede Tat zählt! Leisten Sie Ihren aktiven Beitrag zum Wildbienenschutz und freuen Sie sich über das Summen und Brummen in Ihrem Garten.
Ihr Garten schenkt den Wildbienen Leben und diese beschenken Sie im Gegenzug mit einer erstaunlichen Naturbeobachtung und einer reichen Ernte.